Romane
Großwahrwitz. Aus der Frühgeschichte des neuen Deutschland
Wien: Passagen, 2006Manona :::
Roman einer Homophobie
Wien: Passagen, 2015
Unter Hagenauers :::
Wien: Passagen 2016
Alarich Arthur Athanasius und die Söhne von Megaprazon :::
Wien: Passagen 2020
Der Herr Oñate oder Die Eroberung Neu Mexikos
::: und weitereLiteratur ::: Romane
Großwahrwitz. Aus der Frühgeschichte des neuen Deutschland
Roman, Wien: Passagen, 2006 geschrieben 1998/2001
Rez. Neues Deutschland, 2. Mai 2008
Ein Roman in Bruchstücken: Momentaufnahmen aus dem Naziland und den beiden Ländern, die ihm folgten. Ein abschüssiger Bildungsroman: die Bahn führt nach unten.
Aus der Vergangenheit Deutschland, als es noch ein neues Deutschland werden sollte. Jakob Wohlfahrt, ein Junge, homosexuell mißbraucht, vergewaltigt: nachdem Mädchen ihm vom Vater aus Angst vor der Verwandtschaft gewaltsam verboten wurden, wird er von den Eltern und katholischen Erziehern unwillentlich in die Arme derer getrieben, die ihn hereinlegen und weiterem Mißbrauch ausliefern. Homosexualität entwickelt sich als Produkt der Untaten am Opfer, Gides Konzept (im Corydon) in der Konkretisierung, die es verdient.
Die Ereignisse spielen sich zunächst in einem sächsischen Dorf in der Nazizeit, vor allem gegen Ende des Krieges, dann in der ersten Nachkriegszeit ab. Weitere Stationen sind die Flucht der Familie in den deutschen Westen und die Rückflucht des sich von allen Seiten bedrängt fühlenden Heranwachsenden in den Osten. Dort scheitert er in der Schule, gerät ans Theater, strudelt schließlich ab ins Ungewisse. Zu den Bildungserlebnissen im engeren Sinn gehören die Begegnung mit dem Dichter „gb“ (= Gottfried Benn), der eine faschistische Vergangenheit hat, und der Gang durch katholische Schulen und Internate, schließlich die Erziehung in der DDR, der Versuch, das Schreiben zu erlernen und der Abbruch.
Manona
Roman einer HomophobieWien: Passagen 2015
Das Gefühl, in eine dem offiziellen Bekenntnis nach durch und durch heterosexuellen Gesellschaft gesperrt, zum Außenseiter verurteilt zu sein, macht die Umwelt für den Homosexuellen fremd und suspekt. Wenn auch dem Anschein nach toleriert, ist doch alles anders aufgebaut und organisiert, als es seinen Empfindungen entspricht.
Der Alptraum manch ausschließlich homosexuellen Mannes: Eines Tages ist da eine Frau, die ihn bezichtigt, sie schwanger gemacht und ihr die Ehe versprochen zu haben. So geschieht es 1974 urplötzlich Markus Piloty durch Rita Hagenauer, eine ihm völlig Unbekannte, bald schon im siebten Monat, im sich füllenden Großraumwagen der Bundesbahn. Hier entkommt er ihr noch, doch sie verfolgt ihn ins Mietshaus, in die Universität (er ist Privatdozent für Botanik), sie droht ihn überall bloßzustellen. Ritas Vater setzt ihm zusätzlich mit falschen Zeugen zu und zwingt den um seine Karriere Fürchtenden in die Ehe. Durch einen Trick, den ihm ein Zufall in die Hand spielt, gelingt es Markus schließlich, die Lügen so weit aufzudecken, daß er sich aus der Ehe befreien kann. Erst viel später versteht Markus: Der wahre Vater des Kindes Sophie ist Ritas Vater.
17 Jahre später, Markus inzwischen Professor in Stuttgart, Freund geworden mit dem begüterten Rechtsanwalt Ewald Martini, zieht dessen Frau Manona eine neue Schlinge. ...
Unter Hagenauers
Wien, Passagen 2016Unter den Hagenauers gerät ein junger Mann der Generation ab 1970 unter die Last sowohl der deutschen Vergangenheit und Geschichte seit der Nazizeit als auch die inzestuösen, einer bis zum Mord kriminellen Familie.
Ende Oktober 1989. Nur Sekunden erhaschen die Augen des 19jährigen Martin Henrich in Prüm, einem Städtchen in der südlichen Eifel, an einer Straßenecke ein gut vier Jahre jüngeres Mädchen, die bloßen Beine unter kurzem Rock tun es ihm an, und es reißt ihn für Jahre in die Geschichte der Familie Hagenauer: Siegfried Hagenauer und seine Frau Sieglinde, ihre Tochter Rita und ihr Sohn Bruno, schließlich die 15jährige Sophie, Ritas Tochter aus mißglückter und geschiedener Ehe. Vier Jahre braucht Martin sich aus der Attraktion Sophie, die ihn gefangen genommen hat, zu befreien und ganz zu der in der Unruhe unterwegs getroffenen Feli Lehrhardt zu finden.
Siegfried Hagenauer war in jungen Jahren bei der SS. In den Zeiten der Bundesrepublik veranstaltet man im Hause Hagenauers, jetzt dank Sieglindes Mitgift Großbierbrauer, Alte Herren- und Kämpfer-Treffen. Sophie verfallen, wie er ist, gewinnt Martin Zugang zu den Geheimnissen der Großeltern Hagenauer. ...
Unter Hagenauers ist ein Parallelroman zu Manona.
Alarich Arthur Athanasius und die Söhne von Megaprazon
Roman, Wien: Passagen, 2020, geschrieben 2011/12
Megaprazon ist ein fiktives Königreich mitten in unserm Europa, in dem bei aller Demokratisierung die Anhänglichkeit ans Royale in Medien und Herzen ungebrochen fortdauert. Der Name spielt auf Goethes Romanfragment „Reise der Söhne Megaprazons“ an, selbst ein Dokument der Nostalgie nach der Herrlichkeit des ancien régime. Dia Handlung insgesamt spielt zwischen Singapur und den Roraima-Bergen in Brasilien. Alarich Arthur Athanasius bekennt sich selbst als Republikaner, Zivilist und Pazifist, verfällt jedoch auf den ersten Blick dem männlichen Charme zweier Prinzen des Reiches, Xenon und Zirkon, wird ihr Tutor und verliebt sich haltlos in den zweiten der Söhne, Zirkon. Dieser, ein Meister der Manipulation seiner selbst, um andere zu manipulieren, ein Verstell-ich-mich-Beherrsch-ich-dich der ersten Klasse, begeht zwei Verbrechen. Athanasius kommt ihm auf die Spur, deckt ihn, bis der Verliebte vor der endgültigen Enttäuschung steht: Zirkon heiratet eine Frau. Der Antimonarchist erkennt sich als eitlen Schmarotzer der Monarchie und als Komplizen des eigenen Unglücks.
Der Herr Oñate oder Die Eroberung Neu Mexikos
Roman, alle Rechte beim Autorgeschrieben 1996/2006
Die Eroberung Neu Mexikos als Bild von der Zerstörung der natürlichen menschlichen Welt
Die Eroberung Neu Mexikos durch Juan de Oñate ab 1598 von Mexiko aus: Die naturnahe Lebensweise der Puebloindianer, der Zuñi, Keres, Hopi u.a. wird durch Eroberung und Unterwerfung ausgedörrt. Oñate auf der Suche nach Gold, Silber, Reichtümern wie alle spanischen Konquistadoren, doch einer der im wesentlichen Erfolglosen. Die Puebloindianer, deren Kultur durch Spanier (und später durch die Amerikaner der USA) in den Untergrund gezwungen wurde, auf dem Weg ins Aus. Spanien läßt auch nach Oñate nicht von ihnen ab.
Es wird sehr direkt, oft mitten aus dem Geschehen erzählt und beschrieben. Zeitgenössische Quellen und Aufarbeitungen durch Historiker und Ethnographen liegen zugrunde, doch ist die Darstellung ganz frei, unhistorisch in dem Sinne, daß sie nicht historisch erzählt, vieles ist obendrein erfunden. Die Mitte des Romans bildet das historisch bezeugte Massaker von Ácoma, gegenüber den üblichen Darstellungen entheroisiert. Zwei Sichten: die der Spanier und die der Indianer, die im Roman die Natürlichen (spanische Redeweise der Zeit) genannt werden. Die Spanier erscheinen im Blick eines, der quasi daneben steht und die spanisch-mexikanische Welt und Geschichte kennt. Die Natürlichen dagegen erzählen mit ihren Worten und Erfahrungen und sprechen für sich selbst. Wie sie die Eindringlinge und ihren Zwang erlebten, ist in keiner Chronik, keiner literarischen Überlieferung aufgezeichnet. Die sprechenden Figuren der Natürlichen sind alle erfunden. Am Ende hat Oñate nur Kieselsteine vorzuweisen.